Zum ersten Mal alleine reisen!
Tropea, 8. April 2025
Im September 2024 bin ich 50 Jahre alt geworden und schon im Jahr davor war klar: ich möchte reisen! Zunächst dachte ich an eher klassische Optionen. Gemeinsam mit einer Freundin in den Süden… natürlich mit dem Zug, eine mir bekannte Destination wie Mallorca oder Portugal.
Dann wurde immer klarer (in mir), dass ich alleine reisen möchte. Wilde Ideen waren im Gespräch: alleine in die Wüste, oder so. Das war mir dann doch zu steil und ich besann mich auf meinen Rauhnachtswunsch 2023/24: ich möchte nach Italien! Für Herbst 2024 war das geplant und ich habe es wieder und wieder verschoben, um schließlich den April 2025 in meinem Kalender zu fixieren.
Die Reiseroute
Italien ist groß und die Frage berechtigt: wo genau soll es hingehen? Zum Geburtstag hatte ich einen großartigen Reiseführer bekommen: “Urlaub mit dem Zug, Italien”. 18 mögliche Routen… recht schnell war für mich klar, dass ich ganz in den Süden möchte. Kalabrien hat mich angesprochen!
Und so war es: In Summe 16 unterschiedliche Orte in 16 Tagen, an 10 davon übernachtet.
Gereist bin ich von Wien über Linz nach Innsbruck (1. Nacht), nach Milano (2. Nacht) und dann mit dem Freccia Rossa (dem italienischen Schnellzug, der südlich von Neapel direkt am Meer entlang fährt - ich habe viele Videos!) über Ravenna nach Reggio Calabria.
Freccia Rossa, Milano
Und dann in einer Mischung aus Regionalzügen, Freccia Rossa und dem Night Jet (Ankunft oftmals vor der Zeit!): Reggio Calabria, Scilla, Tropea, Pizzo, Abstecher nach Zambrone (Traumstrand mit dem Zug erreichbar!), Sapri, Salerno/ Paestum (Tenuta Vannulo - Highlight!!), Amalfi Küste (gar nicht mein Fall), Neapel (sicher, sauber, großartig!), Bologna (die unangenehmste Stadt auf der Reise), Wien!
Meine persönlichen Take Aways vom alleine Reisen
Pizzo, 10. April 2025
Die Reiseroute: Grobe Eckpunkte fixieren und doch flexibel bleiben
Nach dem Studium des Reiseführers, hab ich die Abfolge und Dauer der Destinationen festgelegt und in meinem Kalender verortet. Um einen groben Rahmen zu haben für meine Reise.
Gebucht habe ich vorab nur die ersten Nächte meiner Reise (Hotels im Städtenamen verlinkt) - in Innsbruck, Mailand und 2 Nächte in Reggio Calabria.
Für mich ist es wichtig, dass ich mich zu Beginn der Reise wohlfühle. Das stelle ich sicher, indem ich mir bekannte oder gut bewertete Zimmer oder Hotels buche, am Weg Freund:innen treffe und mir ein Abendprogramm buche, das mein Herz erfreut. In diesem Fall: ein Pastakurs in Mailand!
Pastakurs, 2. April 2025 in Mailand (Zwischenstopp am Weg nach Reggio Calabria)
Offen sein für Unerwartetes
Manchmal kommen die Dinge anders als geplant: in meinem Fall in Tropea, wo ich das gebuchte Hotel verschlossen vorfand. Also habe ich kurz überlegt: Es ist 10:00 am Vormittag, strahlend schön und Vorsaison. Ich gehe erstmal an den Strand, um mir dann ein Ersatzzimmer zu finden.
Am Weg zum Strand bin ich an einem Kloster vorbeigekommen, mit einer ansprechenden Mauer, die das B&B Laudato Sii auslobte. Ein Blick in Google Maps: geschlossen! ABER das Tor Stand offen und ich fasste mir ein Herz und trat ein - da saß Gianluca (wie ich heute weiss) und ich erkundigte mich mit meinem dafür ausreichenden Italienisch nach meinem gebuchten Hotel… es war tatsächlich geschlossen, so aber auch das B&B.
Laudato Sii, Tropea
Es muss wohl mein etwas verzweifelter Ton gewesen sein, der Gianluca verleitete mir trotz alledem ein Zimmer anzubieten - alleine im Kloster. Nur die Mönche wären da.
Erster Gedanke: Back to School (ich war in einer Klosterschule)! Das Zimmer erinnerte an meinen ersten Schulskikurs, hatte aber Blick auf´s Meer. Und ganz in mir drinnen war so ein vertrautes Gefühl, dass ich an diesem Ort schon mal war und ich sagte: JA.
Belohnt wurde ich mit den schönsten Sonnenuntergängen, einem Traumstrand und frischen Orangen von den Bäumen des Klosters.





Backstage ist spannender als die Bühne!
Jeden Tag habe ich mein Reisetagebuch verfasst und bin mir bewusst geworden, dass es mir gelingt, egal wo ich bin, “auf meine Art” zu reisen. In einer guten Mischung aus Backstage, dort wo sich das echte Leben abspielt und der Bühne, dem was man Tourist:innen zeigt und zumutet.
Am Weg nach Vomero, Napoli 15. April 2025
Das war in Tropea das Kloster, ein Ort der Stille mit dem schönsten Blick auf den Stromboli, in Neapel der Aufstieg nach Vomero (das Viertel der Reichen) durch die Gassen der Armen, an der Amalfi Küste in Positano und in Ravello der Weg oder besser gesagt stundenlange Abstieg zum Meer - durch Zitronenhaine, in Amalfi das Papier Museum, in Scilla der Blick hinter die Kulissen - bei den Katzen und Fischern uvm.
Vor Ort entscheiden was dran ist!
Und in Sapri (Kampanien) war es der Berg! Monte Cerasó, den ich vor Ort entdeckt und erkundet habe. Alleine. Zum Start mit einem kleinen Schreck… der Begegnung mit Baby Wildschweinen.
Monte Cerasò am 11. April 2025
Und weisst Du, genau das kannst Du vorab nicht planen. Der herzliche Empfang von Pasquale im B&B Mare Blu, der Tipp zum Spaziergang, der dann (weil Du den Weg nicht findest) am Berg endet! Für mich bedeutet genau das Reisen: ankommen, mich treiben lassen, inspirieren, berühren lassen, von dem was jetzt gerade da ist. In diesem Augenblick.
Pasquale, Gastgeber im Mare Blu in Sapri
Struktur für die Reise zu mir
Um wirklich bei mir anzukommen, habe ich mich begleiten lassen auf dieser Reise. Vom Buch “So heilt Dein inneres Kind” von Anja Plattner. Eine wunderbare Geschichte, neue Fakten zu möglichen Traumata des inneren Kindes und vor allem konkrete Übungen, um meinen Mustern auf die Spur zu kommen.
Wie heilsam das war und ist, meine Wunden zu fühlen und zu heilen. Alleine am Berg, am Meer, beim Abendessen - 24/7. Mit mir.
Emotionen genießen!
Und diese Hochschaubahn der Emotionen zu genießen: Glückseeligkeit, Trauer, Verbundenheit, das immer wieder Ankommen und Abschied nehmen und die Gewissheit, dass ich in mir das schönste zu Hause habe, das ich mir vorstellen kann.
Reisebegleiter:innen - zu Hause und vor Ort!
Begleitet in unterschiedlichen Intensitäten - von stillen, aber sehr achtsamen Beobachter:innen in Social Media, bis zu meiner Freundin Sandra, mit der ich fast täglich meine Tage reflektierte!
Geteilt habe ich meine Reise vorwiegend als WhatsApp Status. In den tiefsten Phasen meines Prozesses dann nur mit mir: In Stille, im Schreiben, im Malen, im Blick auf´s Meer!
Besonders schön ist, dass ich zumindest 2 neue Freunde gefunden habe auf dieser Reise, die meinen Weg (virtuell) bis nach Österreich begleitet haben.
Tag 1 der Reise, Zwischenstopp in Linz bei meiner lieben Freundin Claudia!
Warum ich wieder alleine reisen werde!
Reduktion auf wenige Dinge: ein Rucksack mit 5 T-Shirts und einer Jeans, kein Platz für Konsum, 100% Zeit für mich! Reisen ist wieder reisen, mit dem Zug durch die wunderschönsten Regionen Europas.
Offenheit für “echte” Verbindungen: zu Orten und zu Menschen - ich habe eine zweite Heimat gefunden!
Vertrauen in meine Führung: es kommt alles so, wie es für mich passt. Vom Zug bis zum Kloster ;-)
Begegnungen ohne Rolle! Von Mensch zu Mensch, ohne eine Frage, was ich mache. “Sei una bella persona!” -so einfach und schön können Begegnungen sein.
Zeit für intensive Prozesse mit mir selbst: endlich wird es still und es kommt dran, was gerade dran ist!
Bei meiner Ankunft in Wien, am 17. April mit dem neuen Night Jet der ÖBB - berührt von den Erlebnissen, Erfahrungen und Begegnungen ❤
Last but not least: Danke an meine Lieben!
Möglich war diese Reise, weil mein lieber Mann Michael Ronthal und meinen lieben Kater betreut und versorgt hat - vom Radieschen pflanzen, über den Sofa Umbau bis zur Streicheleinheit für den Kater (supported by Christa). Danke mein Schatz dafür! ❤